2005: Schön trocken, warm und sonnig

Vergangenes Jahr war gar nicht so schlecht

 

Ein Zeitungsartikel mit dieser Überschrift stand am 05.01.06 im Göttinger Tageblatt. Wir haben Bericht in Klammern, in roter Farbe die Werte unserer Wetterstation: Böttingerstraße 17, FKG hinzugefügt, um die Unterschiede zwischen der Wetterstation des DWD (Standort: offene Feldflur südlich von Geismar) und unserer (innenstadtnaher Standort) deutlich zu machen (vgl. Karte). Beide Stationen sind ca. 3,3km (Luftlinie) voneinander entfernt. Sie liegen beide in einer ähnlichen Höhenlage (DWD 168 m. ü. NN; FKG 150 m. ü. NN).

                                                                                   Wetterstation FKG

Wetterstation DWD

 

Natürlich haben wir keine amtlich geeichten Messgeräte, denken jedoch, dass die Messgenauigkeit unserer Sensoren ausreichend ist, um einen Vergleich beider Stationen vornehmen zu können.

 

Hier nun der Zeitungsbericht:

Wie war eigentlich das Wetter im vergangenen Jahr? Entgegen der gefühlten Temperatur vieler Bürger war es sonniger und trockener als das langjährige Mittel.
Göttingen
(bib).

Rund 1700 Stunden lang scheint die Sonne im Jahr 2005 – das sind 278 Sonnenstunden mehr als im Durchschnitt. Und das, so Matthias Hans, Leiter der Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Geismar, „hat besonders der warme Herbst zustande gebracht“. Nicht nur sonnig ist das Jahr, auch trocken. Normalerweise fallen knapp 645 Liter Regen pro Quadratmeter. 2005 sind es knapp 585 (638.3) Liter. Und damit nicht genug: Es ist auch wärmer als im Mittel. Die langjährige Durchschnittstemperatur – der von 1961 bis 1990 ermittelte Durchschnittswert – liegt bei 8,7 Grad. 2005 bringt es laut DWD auf 9,2 (10.41) Grad Celsius (2004: 9,0 (10.18) Grad).

 Die Monate:
Januar: Extrem mild und zu nass: Monatsmittel der Lufttemperatur sind 2,9
(3,4) Grad (normal: 0,3). Herausragend ist der 12. Januar mit einer Höchsttemperatur von 12,2 (12.9) Grad. Mit 76,3 (59.04) Liter pro Quadratmeter fallen 160 (120.5) Prozent des langjährigen Niederschlages. Am 20. wird das erste Gewitter des Jahres beobachtet, an neun Tagen liegt eine geschlossene Schneedecke.
Februar: Der erste von insgesamt vier
(zwei) zu kalten Monaten. Mit minus 0,3 (0.39) Grad liegt er deutlich unter dem langjährigen Mittel von 1,0 Grad. Am 28. Februar misst der DWD mit minus 17,2 (-15.3) Grad den kältesten Wert des Jahres. Niederschlag und Sonne treffen nahezu den Durchschnitt.
März: Mit satten 124 Stunden Sonne meldet sich der Frühling an: Das sind 20 Stunden mehr als üblich. Am 31. schafft es die Sonne, die maximal möglichen 11 Stunden und 54 Minuten auf Göttingen zu scheinen. Die Monatstemperatur liegt bei 4,6
(5,7) und damit um 0,5 Grad leicht höher als im 30-jährigen Mittel. Am 16. wird es schon 19,2 (20.7) Grad warm, und mit 27,2 (29.5) Litern fällt weniger Regen als normal (46,7 Liter). 

April: Freundlich und wärmer als normal. Mit 9,3 (10.9) Grad wird eine positive Abweichung von 1,3 (2.86) Grad erreicht. Die Sonne scheint oft, nämlich 180 Stunden lang (das ist ein Plus von 26 Prozent). Es ist mit 34,3 (30.6) Litern Niederschlag um 39 (28.8) Prozent zu trocken.
Mai: „Launisch“, nennt Hans den Monat. Der Mai ist um 0,4 Grad zu kühl
(bei uns 0.2 Grad Celsius zu warm) und deutlich zu nass: Es fallen 82,5 (62.6) Liter Niederschlag – 23 (3)  Liter mehr als im langjährigen Mittel. Am 19. Mai gab es mit minus 1,1 Grad den letzten Luftfrost (bei uns gab es keinen Luftfrost mehr: Min 1.3). Neun Tage später, am 28. steigt das Quecksilber bereits auf „sagenhafte“ 31,5 (29.1) Grad. Ein neuer Rekord für einen 28. Mai in Göttingen.
Juni: Mit 15,1
(17.12) Grad im Mittel ebenfalls zu kühl – um 0,6 Grad (bei uns um 1.6 Grad zu warm). Dafür ist der Juni mit 49,5 (74.16) Litern Regen um 39 Prozent zu trocken (Niederschlag bei uns genau im Mittel). Es gibt nur einen (zwei) „heißen Tag“, der 21. wird mit 30,7 (32.2) Grad der wärmste Tag des Monats. An diesem Tag geht über dem Göttinger Norden spät nachmittags ein Hagelschauer mit Körnern bis zu drei Zentimetern Größe nieder. Immerhin: Die Sonne schien zu 28 Prozent mehr als üblich – rund 238 Stunden.
Juli: Der Juli ist der wärmste Sommermonat und ist mit 17,9
(19.4) Grad unüblich warm. Ansonsten: Sonnenschein und Regen etwas mehr als normal. Der heißestes Tag des Jahres war der 28. Juli mit 31,9 (32.6) Grad.
August: Er ist wohl schuld daran, dass der Sommer 2005 in nicht allzu guter Erinnerung bleibt. Die Sonne scheint 24 Stunden weniger als normal, die Temperaturen (15,9 Grad im Mittel
(bei uns mit 17.1 etwas über dem Mittel)) liegen niedriger. Nur die Bauern freuen sich, denn die Regenmengen waren mit 63 (79.6) Litern minimal höher als üblich.
September: Hochdruckwetter mit mehr als 30
(31.5 am 1.9.) Grad am 9. des Monats. Der September 2005 ist deutlich zu warm (15,1 (16.4) statt 13,5 Grad), die Sonne scheint oft (gut 212 Stunden – das ist ein Plus von 61 Prozent). Und: Es regnet weniger (bei uns etwas mehr als im Mittel).
Oktober: Das schöne Wetter setzt sich fort: Auch der Oktober ist deutlich zu warm. Der Monatsmittelwert von 11,1
(12.4) Grad übertrifft den langjährigen Normalwert um 1,6 (2.9) Grad. Die Sonne scheint mit 178 Stunden, 66 Stunden mehr als gewöhnlich. Damit verfehlte sie den Göttinger Rekord aus dem Jahre 1948 (183 Stunden) nur knapp um 5 Stunden. Nur 81 Prozent der durchschnittlichen 39,7 Liter Regen (bei uns etwas mehr als im Mittel) fiel. Am 28. zeigt das Thermometer erneut über 21 (22.3) Grad.
November: Auch der vorletzte Monat ist mit 5,2
(6.1) statt der üblichen 4,7 Grad zu warm. Niederschlag fiel erneut zu wenig (minus 39 (minus 31.5) Prozent) und die Sonne schien mit 63 Stunden im dritten Monat hintereinander zu oft. Ab dem 25. gab es die erste vier Zentimeter dicke Schneedecke.
Dezember: Das Jahr geht mit einem zu trockenen und leicht zu warmen Monat zu Ende. Damit waren vier Monate in Folge „zu warm“. Aber: Die Sonne schien nur 27 Stunden statt der gewöhnlichen 34 Stunden. Mit einer Windgeschwindigkeit von 86.4
(89.9) km/h misst der DWD in Geismar am 16. Dezember die höchste Windspitze des Jahres.

 

Erkennbar bei dem Vergleich der beiden Wetterstationen ist...

Das Jahr im Überblick:

In der Innenstadt fielen im Jahr 2005 ganze 53,3 Liter Regen mehr als in Geismar, das sind etwa  7 volle Wassereimer!!. Die Jahresdurchschnittstemperatur ist bei unserer Station um 1,21° Kelvin höher als bei der des DWD, auch 2004 war unsere innenstadtnahe Station um mehr als ein Grad Kelvin wärmer. Die absoluten Windstärken variierten insgesamt relativ wenig.

Zu den einzelnen Jahreszeiten:

Herbst & Winter: Im Hinblick auf die Wintermonate, fällt ein extremer Unterschied sofort ins Auge: Während in Geismar vier „zu kalte“ Monate gemessen wurden, waren es bei uns nur zwei! Auch die Niederschlagswerte weichen ab; im Januar hat der DWD 76,3 Liter Regen gemessen, bei uns waren es gerade mal 59,0 Liter Regen. Der Dezember ist der vierte „zu warme“ Monat in Folge. Doch auch interessant war das Maximum der Windstärke: Am 16. Dezember hat der DWD mit einer Windgeschwindigkeit von 86,4 km/h hat der DWD die höchste Windspitze des Jahres gemessen. Diese können wir mit 89,9 km/h jedoch noch überbieten.

Frühling & Sommer: Am 19. Mai gab es mit -1,1° Celsius in Geismar den letzten Luftfrost, nahe der Göttinger Innenstadt gab es ihn schon im April. Der April war bei uns nur um 28,8 Prozent zu trocken, in Geismar um 39 Prozent. Im Juni betrug die Differenz in der Niederschlagssumme sogar 24,66 Litern! Auch im Hinblick auf die durchschnittliche Temperatur fällt der Juni auf: Er war bei uns um 2° Kelvin wärmer als in der Feldflur südlich von Geismar. Der 28. Juli war der heißeste Tag des Jahres, in Geismars Feldflur wurde 31,9° Kelvin gemessen, bei uns sogar 32,6° Kelvin.

Erklärungsversuche:

Diese aufgezeigten Mess-Differenzen lassen sich u.a. auf die unterschiedliche Lage unserer Wetterstation im Unterschied zu der des DWD zurückführen. Während sich unsere Messgeräte nahe der Göttinger Innenstadt befinden, hat die Station des DWD eine deutlich andere mesoklimatische Lage: Sie liegt frei exponiert in der Feldmark Geismars mit nächtlichem Kaltluftzufluss. Die Unterschiede in den Niederschlagsmengen vor allem im Frühling und Sommer sind in erster Linie auf lokale Schauerereignisse zurückzuführen. Dadurch kam es z.T. zu beträchtlichen Variationen in der Niederschlagssumme der einzelnen Monate zwischen den beiden Stationen. Die Temperaturverläufe - vor allem bei den Minima und Maxima- zeigen deutlich den positiven thermischen Einfluss der versiegelten Flächen der Stadt auf die Umgebungstemperatur bei unserer Station, zumal wir auch von nächtlichen Kaltluftzuflüssen aus den höheren Lagen bei ruhigen Hochdrucklagen auf Grund der engen Bebauung nicht so stark betroffen sind. Erstaunlich ist, dass die Windspitzen beider Stationen ähnliche Werte besitzen. Eine Erklärung bietet die Lage unseres Windmessers. Er befindet sich in ca. 25m Höhe auf dem Turm des FKG und überragt im weiten Umkreis die Dächer. Somit ist die Rauhigkeit der Oberfläche der Stadt  durch die große Höhe seines Standortes vermindert, und es können ähnliche Werte gemessen werden wie in 10m Höhe in der Feldflur von Geismar.

© by Jago und Marcel (9f), März 2006