Hier nun der
Zeitungsbericht:
Wie
war eigentlich das Wetter im vergangenen Jahr? Entgegen der gefühlten
Temperatur vieler Bürger war es sonniger und trockener als das langjährige
Mittel.
Göttingen (bib).
Rund
1700 Stunden lang scheint die Sonne im Jahr 2005 – das sind 278 Sonnenstunden
mehr als im Durchschnitt. Und das, so Matthias Hans, Leiter der Wetterwarte des
Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Geismar, „hat
besonders der warme Herbst zustande gebracht“. Nicht nur sonnig ist das Jahr,
auch trocken. Normalerweise fallen knapp 645 Liter Regen pro Quadratmeter. 2005
sind es knapp 585 (638.3) Liter. Und damit nicht
genug: Es ist auch wärmer als im Mittel. Die langjährige
Durchschnittstemperatur – der von 1961 bis 1990 ermittelte Durchschnittswert –
liegt bei 8,7 Grad. 2005 bringt es laut DWD auf 9,2 (10.41)
Grad Celsius (2004: 9,0 (10.18) Grad).
Die Monate:
Januar: Extrem mild und zu nass: Monatsmittel der Lufttemperatur sind
2,9 (3,4) Grad (normal: 0,3). Herausragend
ist der 12. Januar mit einer Höchsttemperatur von 12,2 (12.9) Grad. Mit
76,3 (59.04) Liter pro Quadratmeter fallen 160 (120.5)
Prozent des langjährigen Niederschlages. Am 20. wird das erste Gewitter
des Jahres beobachtet, an neun Tagen liegt eine geschlossene Schneedecke.
Februar: Der erste von insgesamt vier (zwei) zu kalten
Monaten. Mit minus 0,3 (0.39) Grad liegt er deutlich
unter dem langjährigen Mittel von 1,0 Grad. Am 28. Februar misst der DWD mit
minus 17,2 (-15.3) Grad den kältesten Wert des
Jahres. Niederschlag und Sonne treffen nahezu den Durchschnitt.
März: Mit satten 124 Stunden Sonne meldet sich der Frühling an: Das sind
20 Stunden mehr als üblich. Am 31. schafft es die Sonne, die maximal möglichen
11 Stunden und 54 Minuten auf Göttingen zu scheinen. Die Monatstemperatur liegt
bei 4,6 (5,7) und damit um 0,5 Grad leicht höher
als im 30-jährigen Mittel. Am 16. wird es schon 19,2 (20.7)
Grad warm, und mit 27,2 (29.5) Litern
fällt weniger Regen als normal (46,7 Liter).
April:
Freundlich und wärmer als normal. Mit 9,3 (10.9) Grad wird
eine positive Abweichung von 1,3 (2.86) Grad
erreicht. Die Sonne scheint oft, nämlich 180 Stunden lang (das ist ein Plus von
26 Prozent). Es ist mit 34,3 (30.6) Litern
Niederschlag um 39 (28.8) Prozent zu trocken.
Mai: „Launisch“, nennt Hans den Monat. Der Mai ist um 0,4 Grad zu kühl (bei
uns 0.2 Grad Celsius zu warm) und deutlich zu nass: Es fallen
82,5 (62.6) Liter Niederschlag – 23 (3)
Liter mehr als im langjährigen
Mittel. Am 19. Mai gab es mit minus 1,1 Grad den letzten Luftfrost (bei
uns gab es keinen Luftfrost mehr: Min 1.3). Neun Tage später, am 28.
steigt das Quecksilber bereits auf „sagenhafte“ 31,5 (29.1) Grad. Ein
neuer Rekord für einen 28. Mai in Göttingen.
Juni: Mit 15,1 (17.12) Grad im Mittel ebenfalls zu
kühl – um 0,6 Grad (bei uns um 1.6 Grad zu warm). Dafür ist
der Juni mit 49,5 (74.16) Litern Regen um 39 Prozent
zu trocken (Niederschlag bei uns genau im Mittel). Es gibt
nur einen (zwei) „heißen Tag“, der 21. wird mit 30,7
(32.2) Grad der wärmste Tag des Monats. An diesem Tag geht über
dem Göttinger Norden spät nachmittags ein Hagelschauer mit Körnern bis zu drei
Zentimetern Größe nieder. Immerhin: Die Sonne schien zu 28 Prozent mehr als
üblich – rund 238 Stunden.
Juli: Der Juli ist der wärmste Sommermonat und ist mit 17,9 (19.4) Grad
unüblich warm. Ansonsten: Sonnenschein und Regen etwas mehr als normal. Der
heißestes Tag des Jahres war der 28. Juli mit 31,9 (32.6)
Grad.
August: Er ist wohl schuld daran, dass der Sommer 2005 in nicht allzu
guter Erinnerung bleibt. Die Sonne scheint 24 Stunden weniger als normal, die
Temperaturen (15,9 Grad im Mittel (bei uns mit 17.1 etwas
über dem Mittel)) liegen niedriger. Nur die Bauern freuen sich, denn
die Regenmengen waren mit 63 (79.6) Litern
minimal höher als üblich.
September: Hochdruckwetter mit mehr als 30 (31.5
am 1.9.) Grad am 9. des Monats. Der September 2005 ist deutlich zu
warm (15,1 (16.4) statt 13,5 Grad), die Sonne scheint
oft (gut 212 Stunden – das ist ein Plus von 61 Prozent). Und: Es regnet weniger
(bei uns etwas mehr als im Mittel).
Oktober: Das schöne Wetter setzt sich fort: Auch der Oktober ist
deutlich zu warm. Der Monatsmittelwert von 11,1 (12.4) Grad
übertrifft den langjährigen Normalwert um 1,6 (2.9) Grad. Die
Sonne scheint mit 178 Stunden, 66 Stunden mehr als gewöhnlich. Damit verfehlte
sie den Göttinger Rekord aus dem Jahre 1948 (183 Stunden) nur knapp um 5
Stunden. Nur 81 Prozent der durchschnittlichen 39,7 Liter Regen (bei
uns etwas mehr als im Mittel) fiel. Am 28. zeigt das Thermometer
erneut über 21 (22.3) Grad.
November: Auch der vorletzte Monat ist mit 5,2 (6.1) statt der
üblichen 4,7 Grad zu warm. Niederschlag fiel erneut zu wenig (minus 39 (minus
31.5) Prozent) und die Sonne schien mit 63 Stunden im dritten
Monat hintereinander zu oft. Ab dem 25. gab es die erste vier Zentimeter dicke
Schneedecke.
Dezember: Das Jahr geht mit einem zu trockenen und leicht zu warmen
Monat zu Ende. Damit waren vier Monate in Folge „zu warm“. Aber: Die Sonne
schien nur 27 Stunden statt der gewöhnlichen 34 Stunden. Mit einer
Windgeschwindigkeit von 86.4 (89.9) km/h misst
der DWD in Geismar am 16. Dezember die höchste
Windspitze des Jahres.
Erkennbar bei dem
Vergleich der beiden Wetterstationen ist...
Das Jahr im Überblick:
In der Innenstadt fielen im Jahr 2005 ganze 53,3 Liter
Regen mehr als in Geismar, das sind etwa 7 volle Wassereimer!!.
Die Jahresdurchschnittstemperatur ist bei unserer Station um 1,21° Kelvin höher
als bei der des DWD, auch 2004 war unsere innenstadtnahe Station um mehr als
ein Grad Kelvin wärmer. Die absoluten Windstärken variierten insgesamt relativ
wenig.
Zu den einzelnen Jahreszeiten:
Herbst
& Winter: Im Hinblick auf die Wintermonate, fällt ein extremer
Unterschied sofort ins Auge: Während in Geismar vier
„zu kalte“ Monate gemessen wurden, waren es bei uns nur zwei! Auch die
Niederschlagswerte weichen ab; im Januar hat der DWD 76,3 Liter Regen gemessen,
bei uns waren es gerade mal 59,0 Liter Regen. Der Dezember ist der vierte „zu
warme“ Monat in Folge. Doch auch interessant war das Maximum der Windstärke: Am
16. Dezember hat der DWD mit einer Windgeschwindigkeit von 86,4 km/h hat der
DWD die höchste Windspitze des Jahres gemessen. Diese können wir mit 89,9 km/h
jedoch noch überbieten.
Frühling
& Sommer: Am 19. Mai gab es mit -1,1° Celsius in Geismar
den letzten Luftfrost, nahe der Göttinger Innenstadt gab es ihn schon im April.
Der April war bei uns nur um 28,8 Prozent zu trocken, in Geismar
um 39 Prozent. Im Juni betrug die Differenz in der Niederschlagssumme sogar
24,66 Litern! Auch im Hinblick auf die durchschnittliche Temperatur fällt der
Juni auf: Er war bei uns um 2° Kelvin wärmer als in der Feldflur südlich von Geismar. Der 28. Juli war der heißeste Tag des Jahres, in Geismars Feldflur wurde 31,9° Kelvin gemessen, bei uns
sogar 32,6° Kelvin.
Erklärungsversuche:
Diese aufgezeigten Mess-Differenzen lassen sich u.a.
auf die unterschiedliche Lage unserer Wetterstation im Unterschied zu der des
DWD zurückführen. Während sich unsere Messgeräte nahe der Göttinger Innenstadt
befinden, hat die Station des DWD eine deutlich andere mesoklimatische
Lage: Sie liegt frei exponiert in der Feldmark Geismars
mit nächtlichem Kaltluftzufluss. Die Unterschiede in den Niederschlagsmengen
vor allem im Frühling und Sommer sind in erster Linie auf lokale
Schauerereignisse zurückzuführen. Dadurch kam es z.T.
zu beträchtlichen Variationen in der Niederschlagssumme der einzelnen Monate
zwischen den beiden Stationen. Die Temperaturverläufe - vor allem bei den
Minima und Maxima- zeigen deutlich den positiven thermischen Einfluss der
versiegelten Flächen der Stadt auf die Umgebungstemperatur bei unserer Station,
zumal wir auch von nächtlichen Kaltluftzuflüssen aus den höheren Lagen bei
ruhigen Hochdrucklagen auf Grund der engen Bebauung nicht so stark betroffen
sind. Erstaunlich ist, dass die Windspitzen beider Stationen ähnliche Werte
besitzen. Eine Erklärung bietet die Lage unseres Windmessers. Er befindet sich
in ca. 25m Höhe auf dem Turm des FKG und überragt im weiten Umkreis die Dächer.
Somit ist die Rauhigkeit der Oberfläche der Stadt durch die große Höhe seines Standortes
vermindert, und es können ähnliche Werte gemessen werden wie in 10m Höhe in der
Feldflur von Geismar.
© by Jago
und Marcel (9f), März 2006