Das Göttinger Tageblatt berichtete:

Merkwürdige Wellenspur

UFO oder Drohne? Kondensstreifen westlich von Göttingen gibt Rätsel auf


Eine merkwürdige Kondensspur am Himmel über Göttingen sorgt für Rätselraten. Für kurze Zeit war ein wellenförmiger Streifen zu sehen, der sich aber schnell wieder auflöste. Von einem normalen Flugzeug kann die Spur nicht stammen, weil die Kurven viel zu eng sind.
wellenspur

Keine Erklärung: die Wellenspur am westlichen Sonntagshimmel.

© EF
Göttingen. Fotografiert hat die rätselhafte Himmelsspur ein Göttinger Student.

Aufgenommen hat er sie am Sonntag vor zwei Wochen gegen 15.40 Uhr vom Auditorium aus am westlichen Himmel. Kurz danach habe sich der wellenförmige Streifen aufgelöst.Eine Erklärung dafür, sagt der Student, könne er ebensowenig liefern wie andere Beobachter.

Auch die deutsche Flugsicherung für Norddeutschland hält die Himmelserscheinung für die Spur eines unbekannten Flugobjekts – im Wortsinn allerdings. Flugsicherungssprecherin Anja Naumann: „Wir haben nichts registriert. Es wird sich aber mit ziemlicher Sicherheit um den Kondensstreifen eines Modellflugzeugs handeln. Ein derart kleines Objekt verursacht kein Radarecho, das wir auffangen können.“

Eine Drohne als Verursacher, wie der Geo-Info-Dienst der Bundeswehr es für möglich hält, scheidet damit aus. Naumanns Vermutung könnte stimmen. In westlicher Richtung vom Beobachtungsstandort aus gesehen, nämlich etwa ein Kilometer westlich von Elliehausen, befindet sich das Flugfeld des MSV Condor, des Göttinger Modellflugzeugclubs.

Zu einem ähnlichen Ergebnis war nach einem gleichgelagerten Vorfall auch die Polizei in Bremen gekommen. Das mysteriöse Fluggerät sei wohl von einem Hobby-Modellflieger gelenkt worden.


Heinz-Joachim Hartmann, früherer Schüler und Lehrer am FKG, ist es gelungen, dieses "rätselhafte Ereignis" überzeugend aufzuklären.

Hier sind seine Erklärungen:
Wir sehen mit unseren Augen manchmal Objekte, die wir beim momentanen Anblick nicht (oder nur falsch) deuten können. Hat man aber Zeit und Gelegenheit, die Entwicklung dieser Phänomene zu beobachten, so wird eine Erklärung oft ganz einfach. Die "merkwürdige Wellenspur" (GT vom 23.01.2014) wurde weder vor betreffenden Studenten, noch von den Mitbeobachtern, der norddeutschen Flugsicherung, dem Geo­Infodienst der Bundeswehr und der Polizei in Bremen korrekt gedeutet. Fluggäste kennen das Phänomen die so genannten "Luftlöcher", die in Wirklichkeit Luftturbulenzen sind. Entlang des Jetstreams entstehen häufig Windscherungen, die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten horizontal gegeneinander bewegen. Besonders starke Windscherungen können Wellen ausbilden, die schließlich auch brechen können - genau wie eine Welle auf dem Wasser. Der Bruch einer Welle verursacht dann Verwirbelungen in der Luft beziehungsweise eine Turbulenz. Die verwirbelten Luftmassen sind bei klarem Himmel für das Auge nicht sichtbar, bei leichter Schleierbewölkung wie am 12.01.2014 aber gut erkennbar. Die Fotos wurden aufgenommen am Seeburger See mit Blickrichtung Südwesten, was die Erklärung mit den "ModeIIfIugzeugen des Göttinger Modellflugzeugclubs" zusätzlich widerlegt. Auf den Fotos erkennt man verschiedene Formen der Wellenbildungen. Auf dem ersten sieht man, wie der Kondensstreifen eines normalen Düsenflugzeugs allmählich verwirbelt wird, und auf dem zweiten Foto wird deutlich, wie die Kondenswolken allmählich zu einem deutlich hervortretenden weißen "Faden" (siehe GT: "Merkwürdige Wellenspur") zusammengedreht werden, ganz ähnlich dem Vorgang bei einer Wollspindel. Auf dem dritten Foto sieht man deutlich die Ähnlichkeit einer Wolkenwelle mit einer Wasserwelle. Besonders schön sind die Wolkenwellen über den Meereswellen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt dokumentiert worden. Alle anderen Fotos sind von mir am 12.01.2014 am Seeburger See aufgenommen.

Was lernen wir daraus ? Lange hinschauen und Entwicklungen verfolgen! Das gilt auch für viele andere Bereiche im Leben, z.B. für die Politik.


flugzeug
Photo: Heinz-Joachim Hartmann
Wellen
Photo: Heinz-Joachim Hartmann
Welle
Photo: Heinz-Joachim Hartmann

verwirblung
Photo: Heinz-Joachim Hartmann

wellenreiten
Photo: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
erstellt von Johanna S. und Rhianna S. im Sommer 2014