Tornados sind die heftigsten Winde der Erde.
Im Unterschied zu "Hurrikans"/ "Taifunen" oder "Orkanen", die einen Durchmesser von bis zu 1000 Kilometern 
erreichen, sind die  "Touch downs" (Bodenkontakte) von Tornados jedoch nur sehr schmal.
Ihre Zerstörungskraft ist hierbei jedoch gewaltig.





 
Tornado (Wasserhose)  im Wattenmeer zwischen Amrum und Sylt am 17.08.2007, 10:04 Uhr (Sommerzeit).
Quelle: J. Feil


feiltornado
Quelle: J. Feil
Regenradar Regenradar  ca. 25 Minuten später. 
Der Tornado entwickelte sich an einer Kaltfront mit Scherwinden.
Quelle: wetteronline.de

Entstehung von Tornados

                Sie sind rotierende lange Schläuche mit Durchmessern zwischen wenigen bis über 300 Metern, die aus Cumulonimbuswolken (hoch reichende  (Gewitter-)Schauerwolken) heraushängen und langsam bis zum Erdboden wachsen.

        Wie derartige Schläuche mit einer nach oben ge­
richteten Schlauchströmung entstehen, ist noch nicht
vollständig geklärt.

        Die günstigsten
Voraussetzungen finden wir im Mittelwesten der USA, beim Durchzug eines Tiefs (Kaltfront).
Hier kommt vom Süden warmfeuchte Luft, so dass es unterhalb der Inversion  (wärmere Luftschicht gegenüber den Luftschichten darüber und darunter, in ca.800m bis 1500 m Höhe) zu einem Wärme­stau kommt, weil die bodennahe, warmfeuchte Luftschicht die Inversionsschicht ( = es wird in höheren Luftschichten wieder wärmer statt normaler Weise  kälter) wegen dort fehlender Thermik (Aufwärtsbewegung) nicht durchbrochen kann.
       
        Die ständige Erwärmung z.B. im Warmluftsektor eines Tiefs (hier herrscht nur geringe Bewölkung) im Sommer durch die Sonne am Tage führt zu lokal besonders stark erhitzten, großen  Luftblasen über dunklen Flächen, z.B. Städte, abgeerntete Felder usw. und letztlich zum Durchbrechen der Inversion an einzelnen Stellen.
       
        Beim Durchzug der dem Warmluftsektor nachfolgenden Kaltfront des Tiefs treten jetzt Scherwinde in
unterschiedlichen Höhen auf und erzeugen einen Drehimpuls in  der gesamten Gewitter-/Schauerwolke: Sie beginnt zu rotieren.  
Das Freiwerden vorhandener Wärme durch Kondensation verstärkt noch die Thermik der Luftmassen, so dass Luft von unten nachgesaugt wird.
       
        Bekommt die nun bereits rotierende, tornadoträchtige Cumulonimbuswolke  Kontakt zum Jetstream
(Höhenwind in 8 – 10km Höhe), so verstärkt sich  die Saugwirkung nach oben mehr. Es bildet sich ein zapfenähnlicher Schlauch.
       
        Aufgrund des Drehmo
­
ments kann aber die Luft nicht seitlich durch den Schlauch zuströmen, sondern nur von un­ten. Damit wächst der Schlauch sich selbst verstärkend immer weiter nach unten, bis er den Erdboden erreicht.
       
        Hier bewirkt dann die starke Saugwirkung im Bereich des
Auges" einen Druckabfall bis zu 150 mb (plötzlich von z.B. 1000mb auf kurzfristig 850 mb).
Die Rotations­geschwindigkeit der Luft im Schlauchmantel soll zwischen 300 und 800 km/h betragen, während die Wanderungsgeschwindigkeit  in etwa zwischen
50 und 100 km/h liegt.
       
        Betont werden muss aber, dass nur etwa 10 der ungefähr 1200 Tornados,
die jedes Jahr in den
USA registriert werden, ein größeres Zerstörungspotential erreichen. Ihre Lebensdauer ist bei einer Reichweite von 10-30 km in der Regel sehr kurz.

Fujita- Skala

F0 wurde eingeführt um Tornados unterhalb von Bft. 11 zu klassifizieren  32,5 m/s =64–116 km/h 

leichte Schäden an Schornsteinen, abgebrochene 
Äste und Baumkronen, flach wurzelnde Bäume entwurzelt, Plakatwände umgeworfen.

F1 32,5–50 m/s 117–180 km/h Wellblech oder Dachziegel abgehoben und Wohnmobile werden umgeworfen, fahrende PKW werden verschoben.

F2 50–70 m/s 181–253 km/h Dächer werden als Ganzes abgedeckt Wohnmobile werden vollständig zerstört große Bäume werden entwurzelt leichte Gegenstände werden zu gefährlichen Projektilen.

F3 70–92,5 m/s 254–332 km/h Dächer und leichte Wände werden abgetragen Züge entgleisen Wald wird großteils entwurzelt LKW werden umgeworfen oder verschoben.

F4 92,5–116,5 m/s 333–418 km/h Holzhäuser mit schwacher Verankerung werden verschoben PKW werden umgeworfen schwere Gegenstände werden zu gefährlichen Projektilen.

F5 116,5–142,5 m/s 419–512 km/h Holzhäuser werden von ihren Fundamenten gerissen weit verschoben und zerlegt.

F6 - F12 Theoretische Werte welche bisher nicht beobachtet wurden.

  Die Übertragung der F-Klassen von den USA auf Europa ist ein  Problem, da sich die europäische Bauweise von Häusern und die Größe von Wohnmobilen erheblich von der amerikanischen unterscheidet)


Tornados in Deutschland

Oft wird davon ausgegangen, dass Tornados nur in den USA verheerende Auswirkungen haben.

Das Auftreten von Tornados ist in Deutschland zwar selten (im statistischen Mittel 30 - 60
Tornados pro Jahr, im Zeitraum von 2001 - 2011), aber die Folgen können, sobald besiedelter Raum oder Wälder betroffen sind,erheblich sein (s.u.). TorDach (siehe Karte) ermittelte, dass im äußersten Westen und Nordwesten Deutschlands die Wahrscheinlichkeit für die Bildung von Tornados am größten ist. 
Auftreten von Tornados
aktuellere Daten siehe: http://essl.org/ESWD_V3/queries/1065456.html
 



Ein Beispiel hierfür ist der Tornado,
welcher am 10. Juli 1968 über Pforzheim hinwegfegte, 2 Todesopfer forderte und Schäden in Millionenhöhe verursachte.
Er ist in die Schadenskategorie F4 der Fujita-Skala (s.o.) einzuordnen.






(Quelle:Stadtbibliothek Pforzheim)





Auch im Raum Göttingen kam und kommt es immer wieder zu Tornados!!

Dies musste bereits   Lichtenberg* am 5. Juli 
1787 feststellen.
lichtenberg
* Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799) war Physiker und Mathematiker. Er studierte und lehrte an der Universität Göttingen.

Lichtenberg 1787


Vorerst letztmalige Schäden durch Tornados in unserer Region

Die letzten großen Schäden eines oder mehrerer Tornados in unserer Region gab es  am 29.06.1997.

Beim Durchzug einer rotierenden Böenwalze vor der Kaltfront des "TiefsVioletta" bildete sich ein Down burst“ (Fallböe) und höchst wahrscheinlich  auch ein oder mehrere  Tornado(s) mit einem oder mehreren "Touch down(s)"(d.h. der Schlauch, der aus den Wolken kommt, bekam Bodenkontakt). 

Es ist deshalb so schwierig genau zu sagen, ob es sich tatsächlich um "touch downs" eines Tornados handelte, da dieses Ereignis nachts, also in völliger Dunkelheit auftrat. Die Schadensbilder sprechen jedoch dafür.

Diese beiden Wetterphänomene (Fallböe und Tornado) schlugen zum Teil kilometerlange schmale Schneisen der Verwüstung zwischen Leinefelde, Duderstadt und Osterode.

Die Forstschäden (vor allem Birkenallee, Rote Warte, An der Aue und Krücker) betrugen ca. 45 Mio. € und es entstanden Gebäudeschäden in Höhe von mehr als 3 Mio. €. 



Auf dem rechten Photo, das zwischen Hattorf und Herzberg: An der Aue wenige Tage nach dem Unwetter aufgenommen wurde (ungefährer Standort siehe obige Karte) , sieht man eindrucksvoll, wie die Aufwinde im Tornadoschlauch die Bäume entastet haben und somit z.T. nur noch die kahlen Stämme stehen geblieben sind. Etwas außerhalb des eigentlichen Schlauches waren die eher horizontal kreisenden Winde um den Schlauch herum so stark, dass sie die Bäume mit den Wurzeltellern umwarfen.













Quelle: GT Photograph: K. Matwijow
Windbruch Hattorf / Herzberg: An der Aue

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erstellt von Leonie S., 10f, Februar 2010.