Pflanze des Monats Mai
Sie ist eine der prächtigsten wildwachsenden Orchideen-Arten Europas
Die Frauenschuh-Orchidee
Foto J. Hartmann
wappen

Schon sehr lange in meinem Leben hatte ich nach „Frauenschuh“ (Cypripedium calceolus) Ausschau gehalten, aber ohne Hinweise von Freunden und Bekannten hätte ich dieses „Juwel“ wohl nie zu Gesicht bekommen. Inzwischen habe ich ihn in der Göttinger Umgebung an vier Stellen gesehen: In der Billingshäuser Schlucht bei Weende, im Werratal bei Lippoldshausen (wo es sogar einen „Frauenschuhweg“ gibt und die Blüte das Ortswappen-oben- prägt), im NSG „Bühlchen“ an der Nordflanke des Hohen Meißners, und erst vor wenigen Jahren mit vielen Hundert Exemplaren auf dem Burgberg bei Holzminden.

Diese inzwischen in ganz Deutschland berühmte Frauenschuhfläche im Weserbergland wurde im Jahr 1935 vom zuständigen Forstamt als ehemaliger Dorfanger der angrenzenden Gemeinde erworben. Sie diente bis dahin als Triftweide für die dörflichen Schaf- und Ziegenherden, die von einem Dorfhirten tagsüber von Weide zu Weide geführt wurden. Von dieser ehemaligen Nutzung zeugen noch heute einige „weidefeste“ Pflanzenarten wie der Wacholder oder Enziane, die sich vor den hungrigen Mäulern der Schafe und Ziegen durch spitze Nadeln oder bitteren Geschmack schützten.

Die Frauenschuhfläche sollte zunächst noch mit Lärchen, Schwarzkiefern und Fichten aufgeforstet werden. Da das Vorhaben nur zum Teil gelang, bemühte sich das zuständige Forstamt seit den sechziger Jahren gezielt um die Erhaltung der seltenen Orchideen. Dazu wurde die Fläche zunächst in mehrjährigem (später häufigerem) Abstand von allzu starker Verbuschung befreit, damit genügend Licht an den Boden gelangt. Es darf aber vor allem wegen des Frauenschuhs nicht zu radikal vorgegangen werden. Dieser braucht den Halbschatten, da er im vollen Licht „verbrennt“ und im Vollschatten kaum Blüten ansetzt. Überließe man die Frauenschuhfläche aber ganz der Natur, so würde sich der Rotbuchenwald sein einst verlorenes Terrain wiedererobern. Viele der seltenen Pflanzen würden unter seinem Schattendach zugrunde gehen.
Foto J. Hartmann
Anfahrt und Weg zur Frauenschuhfläche:
Man fährt von Holzminden(Weser) die B 64 Richtung Eschershausen. Nach ca. 10 km (und noch vor Negenborn) führt die Straße über eine Kuppe durch Wald. Der Parkplatz liegt direkt oben auf der Kuppe links (Vorsicht, Zu- und Abfahrt ist wegen schlechter Sichtverhältnisse gefährlich). Jetzt die Waldstraße nach links gut 1 km leicht bergauf gehen. Dann nach rechts 200m in einen Z-Kurven-Anstieg. Ober auf dem Kamm des Burgberges noch gut 700 m nach links gehen. Am Schild "Zur Frauenschuhfläche" noch 300 m halbrechts wieder leicht bergab. Achtung: Die Fläche wird bewacht und ist an Wochenenden recht bevölkert (Das Foto oben habe ich 7.00 morgens gemacht -bei leichter Übertretung der Vorschriften).
Auf dem Foto vom Burgberg bei Holzminden morgens gegen 7 Uhr fällt gerade der erste Sonnenstrahl auf die mittleren Blüten der Gruppe. Mir fallen die Worte von Edeltraud Danesch aus ihrem Buch „Orchideen Mitteleuropas“ ein: „Wenn der Maiwind die Blätter der (Baum-) Kronen verschiebt, kann es sein, dass Lichtfunken über den Frauenschuh fallen und ihn auf seltsame Weise flüchtig beleuchten. Dann überfällt die grünen Laubblätter ein rauer, samtartiger Schmelz, der von den vielen kurzen Härchen herrührt, die die Oberfläche bedecken. Auf die purpurbraunen Blütenblätter springt ein heimlicher gelber Schein vom zitronengelben Pantoffel über, und wer sich über ihn neigt, spürt seinen zarten Aprikosenduft und sieht hinein in eine gewölbten Kessel, in dem rote Punkte sprühen.“ Das Schöne an der Frauenschuh-Blüte ist, dass auch bei Regenwetter ihre Blüten aufrecht stehen und sich nicht schließen, wobei das obere braune Blütenblatt wie ein Regenschirm die Pantoffelöffnung bedeckt und vor Nässe schützt (Foto ganz oben). Während die Frauenschuh-Wuchsorte bei Lippoldshausen sehr verstreut liegen und nur schwer aufzufinden sind, kann man am Bühlchen von Weißenbach aus fast mit dem Auto heranfahren. Inzwischen ist die ausgeschilderte Stelle eingezäunt, weil Fotografen immer wieder die Keimpflanzen und den Jungwuchs zertreten haben.
Foto J. Hartmann
Diese viel besuchte und am Wochenende bewachte Stelle auf dem Bühlchen am Hohen Meißner ist dafür bekannt, dass hier überdurchschnittlich viele Pflanzen z w e i Blüten besitzen.
Foto J. Hartmann
Vielleicht hat schon Goethe beim Anblick des Frauenschuhs seinen berühmten Satz formuliert: „Ihr glücklichen Augen, was je ihr gesehn, es sei, wie es wolle, es war doch so schön!“ Und was bedeutet das für uns ? Wir müssen diese wunderbare Schöpfung als „super“ Glücks-Tankstelle für unsere Nachkommen erhalten !
Foto J. Hartmann
Es ist eine Freude mit anschauen zu dürfen, wie sich die Frauenschuhfläche am Burgberg bei Holzminden derzeit von Jahr zu Jahr immer prächtiger entwickelt!

Zuletzt noch eine Klarstellung :

Häufig sieht man auf den Fensterbrettern eine wunderschöne große Pflanze, die dieselbe Blütenform hat wie der Frauenschuh. Das ist aber nicht unsere heimische Orchideengattung „Cypripedium “, sondern „Paphiopedilum“ aus Ostasien, die der Laie meist auch als „Frauenschuh“ bezeichnet, die aber bei uns nicht winterhart ist. Zur besseren Unterscheidung sollte man den korrekten deutschen Namen „Venusschuh“ verwenden. Von dieser Gattung innerhalb der Familie der Orchideen gibt es über 100 verschiedenen Arten und unzählige Kreuzungsformen.
                                   Foto J. Hartmann
Foto J. Hartmann
Morgensonne im Paradies !

Zur besseren Orientierung haben wir Ihnen 3 Karten hinzugefügt.
Die Billingshäuser Schlucht bei Weende ist auf den Karten gekennzeichnet.
Karte 1
3
Karte 2
Karte 3
Und 3 Karten, die das Werratal bei Lippoldshausen mit einem roten Kreis kennzeichnen.
Karte 4
3
Karte 5
Karte 6



Quelle: OpenStreetMap

erstellt von J. Hartmann, ehemaliger Schüler und Lehrer am FKG, konfiguriert von  Hakan P. April 2016