Pflanze des Monats Oktober 

    Die Herbstzeitlose…

 ..überlebt mit einem genialen Trick


Sie ist die bekannteste Zeigerpflanze für den beginnenden Frühherbst, was auch in ihrem Namen zum Ausdruck kommt, denn sie „lost“ mit ihrem Aufblühen den Beginn der Herbstzeit, was im Althochdeutschen "ankündigen" bedeutet. Wenn bei den meisten anderen Blütenpflanzen nur noch das abwelkende Laub oder die trocknenden Früchte zu sehen sind, leuchten die zartvioletten Blüten der Herbstzeitlose noch wunderbar im Gegenlicht der tief stehenden Herbstsonne. Sie ist die einzige heimische Vertreterin unter den herbstblühenden Zwiebel- und Knollenpflanzen.

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Diese Pflanze lernte ich als junger Biologiestudent auf höchst eigenartige Weise kennen. Auf einer Wiese fielen mir im Frühjahr Pflanzen mit großen, kräftig grünen Blättern auf, aus deren Mitte sich schon dicke „Blütenknospen“ hervor streckten. Auf Grund der parallelen Nerven auf den Blättern vermutete ich etwas Seltenes: Eine Lilie? Eine Wildtulpe? Oder gar eine Orchidee? Aus wissenschaftlicher Neugier und eigener Fortbildung grub ich die Pflanze aus (was heute streng verboten ist!) und wartete zu Hause im Garten auf die Entfaltung der „Blüten“, wodurch die Pflanze ihr Geheimnis preisgegeben hätte  und eine Zuordnung möglich geworden wäre.

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Das Ergebnis war sehr enttäuschend. Da sich auch nach Wochen keine Blüten entfalteten, öffnete ich eine „Knospe“, in der sich zu meinem großen Erstaunen Samen befanden. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich auf einen „Trick“ der Herbstzeitlose hereingefallen war:

Im Mittelalter hieß sie "Filius ante patrem" = Sohn vor dem Vater, da sich bei dieser Pflanze die Blüten erst nach den Samen zu entwickeln scheinen. In Wirklichkeit reifen diese  erst im folgenden Frühjahr nach der Blüte im vorangegangenen Herbst. Welchen Vorteil hat die Pflanze davon? Mit ihrer späten Blütezeit entgeht sie dem letzten Sensenschnitt, und ehe im späten Frühjahr erstmals  gemäht wird, sind ihre Samen, die geschützt unter der Erde überwintern, schon ausgereift. Ein toller „Trick“! 

 Im Alpenraum sind im Herbst riesige Wiesenflächen mit dem violetten Schimmer der Herbstzeitlose überzogen, während man bei uns immer mehr  nach diesem Herbstwunder suchen muss. Bei Göttingen gibt es innerhalb des Wildgatters am Kehr eine große Fläche mit Herbstzeitlosen, weil Tiere diese hochgiftige Pflanze meiden!  Das folgende Foto stammt aus dem Drammetal:

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Heute blühen bei mir im Garten Pflanzen der Herbstzeitlose, die ich in Gärtnereien gekauft habe. Besonders imposant sind dabei die gefüllten Sorten, die an Seerosen erinnern. Bei diesen“ Mutationen“ können aber im Frühjahr keine Samen heranreifen, da in der Blüte die Staub- und Fruchtblätter zu Blütenblättern umgewandelt sind und somit keine Bestäubung und Befruchtung stattfinden konnte. Dennoch werden die Pflanzenhorste durch ungeschlechtliche Neubildung von Knollen immer größer. Ein wunderbares „Feuerwerk“ im Herbst !

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                        erstellt von J.Hartmann ehemaliger Schüler und Lehrer am FKG im September 2015