Pflanze des Monats November
Zauberhafte Zaubernuss

Sie ist der Höhepunkt der Jahreszeit und das farbenfrohe Finale der Vegetationszeit der Pflanzen: Die Herbstfärbung.  Bevor der graue und feuchte November  anrückt, veranstaltet die Natur ein wahres Fest für das Auge, was im Gegenlicht der milden Herbstsonne ein besonderer Genuss ist. Aber auch ohne Sonne ist das Farbenspiel sehr beeindruckend, das vor allem beim Wilden Wein (Foto) alljährlich bewundert werden kann. Dabei ist die Buntfärbung der erste Schritt auf dem Weg zur Winterruhe der Bäume.
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Photo: J. Hartmann

Das in der Vegetationszeit vor allem wahrgenommene Blattgrün, das Chlorophyll, ist lebensnotwendig für den Baum. Er will es in der frostigen Jahreszeit, wenn die Blätter als große Wasserspeicher im Frost zu erfrieren drohen, keinesfalls verlieren. Denn ohne Chlorophyll keine Fotosynthese,  und ohne Fotosynthese fehlt es nicht nur Mensch und Tier an Sauerstoff, sondern auch dem Baum an Nahrung. Deshalb wird das Chlorophyll in den Stamm und die Wurzeln geleitet und dort als Energiequelle für die Knospen im Frühling aufbewahrt. Fehlt nun das Grün, kommen die anderen Farbstoffe im Blatt zum Vorschein: Das Gelb entsteht durch Carotinoide, das Rot durch Anthocyane, die Brauntöne bildet sich durch Gerbstoffe. Interessanterweise sehen wir nicht allein die verbliebenen Farbpigmente des Blattes, das Rot durch die Anthocyane wird im Herbst sogar  neu gebildet. Dieser Ab- und Aufbau erfolgt schrittweise, wobei der zeitliche Ablauf besonders schön bei der Zaubernuss (Hamamelis)  an einzelnen Blättern beobachtet und  rekonstruiert werden kann:

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Photo: J. Hartmann
Während das Blatt an der Basis durch noch vorhandenes Chlorophyll grün ist, fehlt dieser Blattfarbstoff schon an den Blatträndern, so dass zunächst der rote Farbstoff sichtbar wird, wobei als Zwischenstufe kurzzeitig ein blauvioletter Farbton erscheinen kann. Wird auch der rote Blattfarbstoff vom Rand her abgebaut, kommt das Gelb der Carotinoide zum Vorschein. Da diese Stoffwechselprozesse zeitlich nacheinander ablaufen, kann man alle drei bzw. vier Farben gleichzeitig auf demselben Blatt wahrnehmen(Foto linkes Laubblatt). Diesen Ablauf kann man besonders schön bei der Zaubernuss beobachten, im Prinzip aber auch bei vielen anderen Pflanzen, zB. auch auf dem Foto oben beim Wilden Wein. Das ganz Besondere, ja fast Einzigartige an der Zaubernuss ist nun die weitere Entwicklung. Deutlich sieht man zwischen ihren bunten Blättern schon die angelegten Blütenknospen für die nächste Vegetationsperiode, und die beginnt bei der Zaubernuss erstaunlich früh, nämlich mitten im Winter. Selbst in Eis und Schnee blüht dieser Busch in einem wunderschönen reinen Gelbton, wobei die geringe Größe der Blüte durch ihre Vielzahl kompensiert wird und einen unglaublichen Eindruck hinterlässt.
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Photo: J. Hartmann
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Photo. J. Hartmann
erstellt von J. Hartmann, ehemaliger Lehrer und Schüler am FKG im September 2015