Pflanze des Monats März
Das Frühlings-Adonisröschen
Das Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) gehört in die Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und ist zur Blütezeit Ende März /Anfang April eine Augenweide. Die Frühlingssonne verwandelt die fast auf dem Boden liegenden Knospen zu goldgelben Schalenblüten, die Wiesen und Hänge überziehen, als wären Goldtaler vom Himmel gefallen. Meine erste Begegnung mit dieser Pflanze am Burgberg bei Wandersleben hat mein Herz deutlich spürbar höherschlagen lassen, verständlich für einen alten Botaniker, der lange auf das erste Auffinden am natürlichen Standort warten musste
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Foto von J. Hartmann

Dieses Kleinod stammt ursprünglich aus Sibirien und dem Altai-Gebirge. Heute ist es auf Trocken- und Steppenrasen sowie in Kiefernwäldern in Europa und in West-Sibirien zu finden. Es weist im Osten ein geschlossenes Verbreitungsgebiet auf, während es nach Westen hin immer mehr nur inselartig verbreitet ist.    Die Einwanderung des Frühlings-Adonisröschens nach Mitteleuropa erfolgte erst am Ende der letzten Eiszeit. Durch die Tätigkeit der Menschen, vor allem durch Waldrodung und Schafzucht, wurden neue Standorte für das Frühlings-Adonisröschen geschaffen. Verbuschung, Wiederbewaldung und der Ackerbau drängten diese Art in Mitteleuropa auf ihre heutigen „Restposten“ zurück. Alle drei zuletzt genannten Faktoren gefährden auch weiterhin diese mitteleuropäischen Standorte, die ohne Landschaftspflegemaßnahmen verschwinden würden.

Weitere  berühmte  Vorkommen des Frühlings-Adonisröschens liegen am Nordharz(Großer Fallstein bei Osterwiek) und im NSG „Oderhänge Mallnow“ in Brandenburg.

Neben dem Frühlings-Adonisröschen findet man an diesem Hang auch die Pelzanemone oder Küchenschelle (Anemone pulsatilla), ebenfalls ein Hahnenfußgewächs und auch eine Zeigerpflanze trockener und warmer Standorte.

Beide zusammen ergeben ein derart beglückendes, paradiesisches Ensemble, dass ich diese Pflanzen auch in meinem Steingarten vereint - und geschützt! - habe.  Sie stehen unter strengstem Naturschutz, und selbstverständlich habe ich beide Pflanzenarten aus einer Gärtnerei bezogen! Kürzlich entdeckte ich viele Adonisröschen, die auf dem Marktplatz in Weimar angeboten wurden.

Und so fühlen sich beide Kostbarkeiten auch im Garten wohl: Nach Süden exponierter Hang, unbeschattet, auf einem trockenen warmen Standort, ohne erdrückende Konkurrenz, also am besten mit vielen Steinen dazwischen. Der Frost im Winter macht ihnen (herkunftsgemäß!) überhaupt nichts aus.  Die Bedingungen bei mir sind in etwa alle genau so wie am Burgberg der Gleichen bei Wandersleben. Autobahn A 4, Ausfahrt 43!

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Foto von J. Hartmann

Noch weiter im Osten ist eine „Schwester“ des Frühlings-Adonisröschens zu Hause: Das Amur-Adonisröschen (Adonis amurensis). Es blüht schon im Januar mitten aus dem Schnee oder dem Eis heraus und ist bei uns in den Gärten absolut winterhart und ein unglaublicher Blickfang. Als ich dieses Foto einmal in einer Zeitung veröffentlicht hatte, rief sofort ein Leser korrigierend an, dass nämlich ein Adonisröschen nie so früh im Winter blühen würde. Er kannte nur das Frühlings-Adonisröschen…

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Foto von J. Hartmann

Nicht nur Botaniker, sondern auch Geologen zieht es immer wieder hier her: An den Südhang des Burgberges unterhalb der Burgruine „Gleichen“. Hier gibt es so genannte Badlands, die es in Deutschland nur noch ein einziges weiteres Mal gibt: Graugrüne und rote, sehr nährstoffarme Tonsteine, die nahezu ohne Bewuchs zutage treten. Da wir uns hier im schwach-kontinentalen mitteldeutschen Trockengebiet (mit atlantischen Zügen) befinden, ähneln - am wärmsten und trockensten Südhang - Flora und Fauna einer südeuropäischen Steppe. Der anstehende Mittlere Keuper, der ca.  240 Millionen Jahren alt ist, wurde früher als Baumaterial genutzt.

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Foto von J. Hartmann

Und so findet man dieses „Paradies“, das in Deutschland einmalig ist: Autobahn A 4 Erfurt/Weimar - Ausfahrt 43 „Wandersleben“  Die Straße ca. 1 km nach Norden Richtung Wandersleben fahren.   
Parkplatz rechts am Waldrand unterhalb der Burg Gleichen. 
Pfad unten am Waldrand 100 m nach Osten gehen: Bad lands! Weitere 100 m: Die ersten Adonisröschen werden sichtbar (April). Weiter halbrechts Richtung Autobahn: Trockenrasen (siehe Foto oben)

 

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Im Sommer blüht bei uns auf Äckern das sehr seltene rote Adonisröschen (Adonis aestivalis)
Foto von J. Hartmann

Zur besseren Orientierung haben wir Ihnen 3 Karten hinzugefügt.
Der Fundort bei Wandersleben ist jeweils mit einem roten Kreis auf den Karten gekennzeichnet.
Karte 1
Karte 2
Karte 3

erstellt von J. Hartmann ehemaliger Schüler und Lehrer des FKG Göttingen, konfiguriert von Amanuel M. und Rafael S.