Pflanze des Monats April |
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„Wildblumen-Königin Deutschlands“ |
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Die Pelz-Anemone |
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Wenn auf dem Kalkmagerrasen im Gillesbachtal bei Marmagen die Erdsegge, das Rauhe Veilchen und das Blaugras blühen, öffnen die Edelsteine unter den geschützten Pflanzen ihre Blüten:
Pelz-Anemonen in der Eifel |
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Das
NSG „Hundsrück“ wird extensiv bewirtschaftet, um die sehr
artenreichen
Kalkmagerrasen zu erhalten. Die weniger geneigten Flächen werden
gemäht und
aufkommende Gehölze teilweise entfernt, während die steileren
Hänge von Schafen
und Ziegen beweidet werden. Diese Maßnahmen verhindern die
Verfilzung und
Verbuschung der Fläche, wodurch die Keimung und Entwicklung der
Küchenschelle
und vieler anderer seltener Arten sichergestellt wird. Bei der letzten
Populationszählung im Jahr 2005 wurden ca. 39.000 Exemplare
(blühende und nicht
blühende Pflanzen!) erfasst. Durch die regelmäßige
Pflege der Fläche hat die
Zahl seither noch deutlich zugenommen. Eine spätere Erfassung
ergab, dass die Fläche im April 2012 rund 63.000
Küchenschellen beherbergte. Die
"Anemone pulsatilla" wächst an kalkreichen Standorten in West- und
Mitteleuropa, ist aber inzwischen so selten geworden, dass sie unter
Naturschutz gestellt wurde. In Deutschland reicht das relativ
geschlossene Areal von der Schwäbischen und Fränkischen Alb
nach Norden bis zur Eifel und nach Thüringen. Gebiete mit saurem
Gurndgestein bilden Lücken im Vorkommen. Die Art stellt relativ
hohe Temperaturansprüche und fehlt deshalb in sommerkühlen
Landschaften. Da sie außerdem sehr lichtliebend ist, verschwindet
sie bei Überdüngung unter dem Konkurrenzdruck anderer
Pflanzen sehr schnell. Aus einem Wurzelstock, der bis zu einen
Meter in die Tiefe wächst, treiben im zeitigen Frühjahr
gefiederte Laubblätter, die in der Frühphase behaart sind.
Außerdem wachsen ein oder mehrere Blütenstängel,
die um 15 cm hoch werden. Die Blüte hat violette
Blütenblätter und leuchtend gelbe Staubgefäße, was
einen attraktiven Kontrast ergibt. Am Anfang nickt die Blüte,
später öffnet sie sich immer mehr und zeigt nach oben. Die
Form der geschlossenen Blüte erinnert an eine Kuhglocke, was der
"Kuhschelle" ihren Namen einbrachte. Als Verkleinerungsform
bürgerte sich "Kühchen-Schelle" von "kleiner Kuh" ein, das
sich im Laufe der Zeit zu "Küchenschelle" wandelte.
Diese wunderschöne Pflanze ist seit Jahrzehnten ein "Muss" in meinem Garten: |
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Nach
der Blütezeit wächst der Stängel noch deutlich weiter
und wird bis zu 40 cm hoch. Die Blüte verwandelt sich zu einer Art
Pusteblume mit vielen samentragenden Federschweifen. Diese
auffälligen Fruchtstände führten auch zur Entdeckung der
Küchenschellen in der näheren Umgebung von Göttingen,
inzwischen schon vier Stellen: bei Groß Lengden, am AB-Dreieck
Drammetal, auf dem Steinberg bei Scharzfeld und am Habichtswald. |
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Foto: J. Hartmann Selten zeigt die Küchenschelle auch eine rote oder cremeweiße Blütenfarbe, auch in der Natur: |
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Foto: J. Hartmann |
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Wo
Küchenschellen wachsen, ist die Welt noch in Ordnung. Das heißt, die meist
geschützten Flächen werden so gepflegt, dass die optimalen Umweltbedingungen
auch für andere „Juwelen“ erhalten bleiben. An der A4 bei Wandersleben in
Thüringen sind die Küchenschellen mit den extrem seltenen
Frühlings-Adonisröschen vergesellschaftet (siehe Pflanze des Monats März 2016),
und an den Hängen des unteren Moseltals fand ich sie zusammen mit der
Knabenkraut-Orchidee Orchis morio,
nach der ich ein Leben lang gesucht hatte
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![]() Foto: J. Hartmann Küchenschelle mit sehr seltenem Knabenkraut (Orchis morio) an der Mosel |
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Foto: J. Hartmann |
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Foto: J. Hartmann
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Abschließend
noch einmal die Präsentation meiner „Königin“, draußen am Naturstandort und in
meinem Garten, wo ihr Anblick mich immer wieder verzaubert!
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erstellt von J. Hartmann ehemaliger Schüler und Lehrer am FKG, konfguriert von Erhard L., März 2018 |