Mit Kamera auf Blumensuche

Pflanzenliebhaber Heinz-Joachim Hartmann dokumentiert seltene Pflanzenarten in einem Fotobuch

Von Katrin Westphal

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Hans-Joachim Hartmann mit seinem Fotobuch „Blühende Juwelen“.foto: Wenzel

Blühende Juwelen im Herzen von Deutschland".  116 Seiten, 307 Farbfotos, Hardcover, BoD-Verlag (BOOKS on DEMAND), 55.-€. Über jeden Buchhandel erhältlich.  Leseprobe (viele Seiten) über google "Blühende Juwelen"


Bei zahlreichen botanischen Exkursionen in und um Göttingen hat Heinz-Joachim Hartmann seltene Pflanzenarten entdeckt, fotografiert, lokalisiert und dokumentiert. Sein Buch „Blühende Juwelen im Herzen Deutschlands“ ist vor wenigen Wochen erschienen.Darin streift Hartmann nicht nur durch die Landschaften, sondern auch durch die Jahreszeiten. Er beschreibt die Entdeckungsgeschichten und verrät die Orte, an denen er die oft seltenen Pflanzen gesehen hat. „Man kann nur das schützen, was man kennt“, erklärt Hartmann.                                                    

Im Frühling erlebte Hartmann sein persönliches „Wunder von Lengden“: Am Fuß der Lengdener Burg entdeckte Hartmann auf dem Halbtrockenrasen die Küchenschelle. Die komme eigentlich nicht in dieser Region vor. Der Biologe vermutet, die nördliche Ausbreitung sei eine Folge der globalen Erd-erwärmung.

Im Sommer wanderte Hartmann über den ehemaligen Truppenübungsplatz auf dem Kerstlingeröder Feld bei Göttingen. In seinem Buch beschreibt er den Moment, in dem er das Gefleckte Knabenkraut entdeckte: „Ein in der Sonne violett glänzendes Blütenmeer umfängt mich. Es ist unglaublich!“ Beim Anblick der Orchideen sei ihm Goethes Ausspruch „Verweile doch, du bist so schön“ in den Sinn gekommen.
Im Herbst beeindruckt Hartmann der blau blühende Enzian. Die alpine Pflanze hat er unter anderem auf dem Heinebrink in Ischenrode, auf dem Kleinen Knüll bei Bremke oder im alten Steinbruch bei Reckershausen gesichtet.

Im Winter begeistern den Pflanzenliebhaber vor allem Schneeglöckchen: „Wo eben noch Schnee lag, sprießen auf einer großen Wiese Tausende von Schneeglöckchen aus dem Boden.“ Seit Jahren würden sich die weißen Glöckchen in der Leineaue an der Stegemühle immer weiter ausbreiten. „Das Buch ist für mich ein Lebenswerk“, sagt der Biologe. Das älteste Foto entstand vor 40 Jahren. Mit den Aufnahmen der farbenfrohen Pflanzen will er „Lebensängste und Winterblues vertreiben“ und eine Lücke in der Pflanzenkunde in und um Göttingen schließen.
Wenn Hartmann mit Kamera und Landkarte auf Pflanzensuche geht, sei es „wie eine Schnitzeljagd.“

Tipps bekommt er von ehemaligen Kollegen, Pflanzenliebhabern oder Ortsansässigen. Er hörte beispielsweise, dass es bei Landolfshausen Breitblättriges Knabenkraut geben soll, und so machte sich Hartmann auf den Weg. „Es sind die Glücksmomente meines Lebens“, beschreibt Hartmann Situationen, in denen er eine seltene Pflanze entdeckt. Genauso groß sei aber auch die Enttäuschung, wenn er nichts findet.

Quelle: Göttinger Tageblatt vom 02.07.2016